Der Wahlkrampf wurde zeitig begonnen. Pünktlich zum Schulschluss, kurze drei Monate vor der Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl flatterten allen Haushalten vier Hochglanzseiten ins Haus.
Während in der Gemeindezeitung ein neues Zeitmaß präsentiert wurde: 12 T = 1 HFW (12 Tage sind eine Hornsteiner Festwoche), und die Reitschule noch ihre Wunden leckt – braune Flecken und tiefe LKW-Spuren lassen sie fast wieder zur „Gstettn“ werden (es fehlen nur die alten Bäume) -, wird es beim „Team Wolf“ bunter.
Erfindet sich hier schon wieder jemand neu?
Aus Schwarz mach Türkis (2017)! – dann verabschiedet sich sein türkiser Oberchef aus gewissen Gründen zu seinem Rechtsaußen in die USA. Die „neue“ VP wird wieder farblos, daher machen wir in Hornstein statt Türkis jetzt auf Bunt!
Jede Neuerfindung, vor allem wenn es sich um ursprünglich wirklich Antiquiertes immer nur ein bisschen Aufgefrischtes handelt, ist bekanntlich harte Arbeit: Du brauchst einen Plan, du musst dich mit deinen Schwächen auseinandersetzen und du darfst nie aufhören zu lernen.
Daher nimmt der Bürgermeister „den Job sehr ernst“, will, dass wir alle „stolz auf unseren Ort (sind)“ und hofft, dass „Hornstein ein Dorf (bleibt)“. Die 45 KandidatInnen im Team Wolf aus allen „Bereichen, Altersschichten und Gesellschaftsstrukturen“ sind aber noch nicht genug, es wird zudem eine „vielfältige“ KandidatIn, eine WunschkandidatIn gesucht.
War und ist Türkis alleine nicht bunt, nicht gut genug? Wird deshalb noch ein neoliberaler Wertkonservativer mit „Grauem Wolf“-Hintergrund, einem Rapid-Peckerl auf der Wade, linken Flausen im und einem lilagelben Irokesen auf dem Kopf gesucht, dem sein Dorf „eine Herzensangelegenheit“ ist?
Oder deuten die vielen Farben in dieser Broschüre, die beschworene Vielfalt, gar auf einen queeren Zusammenhang hin, der mir bislang verborgen blieb?
Es könnte natürlich auch sein, dass in Anbetracht der politischen Stimmung im Land, die keinen Rückenwind durch die Bundes-ÖVP für die türkisen bzw. schwarzen Bürgermeister erwarten lässt, bewusst auf etwas Buntes, Farbenfrohes gesetzt wird, das eine wunderbare Ablenkung bietet. Wir löschen die Jahre der einfärbigen Klientelpolitik, streichen alles neu und hoffen auf die Vergesslichkeit der WählerInnen und die Wirkung strahlender, leuchtender Farben.
Als Belohnung erhält die beste (wahrscheinlich die mit den meisten Nennungen im ÖVP-Briefkasten) KandidatIn übrigens (anders als bei den Zaun- und Fenstergesprächen, wo es einen Essens-, Reise- oder Fluggutschein zu gewinnen gab) gleich einen Platz „zum (?) Gemeinderat“. Es ist nicht selbstverständlich, dass Plätze dieser Art schon vor der Wahl vergeben werden!
Am Rande: Der Name Volkspartei kommt auf den vier sehr bunten Seiten zwei Mal ganz klein vor: auf einem angedeuteten Wahlzettel und im Impressum, aber irgendwoher muss das Geld ja kommen.
Anm.: Die unter Anführungszeichen gesetzten Zitate sind der Broschüre „Team Wolf. Ein Bürgermeister für alle“ entnommen.