Gefangen

Randsteinnotiz #06

Seit Kurzem darf ich in einer Justizanstalt einen Deutschkurs abhalten. Beim Betreten des Hauses passiert nicht viel, was uns nicht das Virus schon gelehrt hätte: Vorlage von Impfnachweis, PCR-Test-Ergebnis, Registrierung, Datenangabe. Nur dass am Ende der Prozedur das Handy abgegeben und eine Sicherheitsschleuse passiert werden muss, unterscheidet von einem Hotelaufenthalt.
Der Unterricht läuft bis auf ein paar Sicherheitsmaßnahmen „normal, Spaß muss unbedingt dabei sein, ein paar Fauxpas passieren: „Lernen Sie das bitte zu Hause, genug Zeit haben Sie ja!“
Ein Blick durch das vergitterte Fenster in der Pause holt mich ins Gefängnis zurück. Was heißt wirklich „Nicht raus dürfen“, „Völlig fremdbestimmt sein“?
Beim Verlassen des Hauses nach drei Stunden lassen mich die Schüler und ihre speziellen Situationen nicht los. Ich weiß so gut wie nichts über sie und ihre Straftaten und maße mir kein Urteil an.

Fragen aber bleiben:
Was erwarten wir von den straffällig Gewordenen, von den Weggesperrten? Dass sie Reue zeigen, Abbitte leisten oder im religiösen Sinne Buße tun? Wiedergutmachung wird in den meisten Fällen ja nicht möglich sein!

Gefangen in der Pandemie

Seit fast zwei Jahren schränkt sie ein und provoziert Maßnahmen, die uns einsperren, ausschließen, zu Tests und Impfungen verpflichten oder zumindest zu größtmöglichem Abstand anhalten.
Kinder lernen ihre Welt nur mit Maske kennen, Jugendliche lernen die weite Welt nur im Internet kennen und Erwachsene kaufen und verkaufen die Welt online.

Viele verzweifeln, viele resignieren, einige protestieren! Viele müssen stark bleiben, leisten mehr als wir erwarten dürften, werden garantiert nicht nach ihrer „Systemrelevanz“ entlohnt!
Schockierender aber auch selbstverständlicher Weise bleiben Absurditäten nicht aus: Die Unverfrorenheit und Kaltblütigkeit mit der Geschäfte mit der Krise gemacht werden, unterscheidet sich nicht viel vom Umgang mit weltweiten Finanzkrisen und Hungerkatastrophen. Es ist aber sicher nicht gottgewollt, dass auch in Österreich ein Prozent der Bevölkerung fünfzig Prozent des Vermögens besitzt.
Was erwarten wir von uns? Was können und wollen wir leisten, um aus dieser bedrohlichen Situation rauszukommen, zu entfliehen?

Wir können aber auch viel banaler gefangen sein:

Im Zusammenhang mit „Ungereimtheiten“ beim Bau der Reihenausanlage auf dem Meierhofareal verspricht der Bürgermeister in der BVZ, dass er „für sachlichen Dialog immer zur Verfügung (stehe), Anpatzen und Schlechtreden (seien) jedoch nicht sein Stil!“.

Wer fühlt sich bei diesen Worten nicht an den mehrmaligen Kurzzeitbundeskanzler erinnert, der dies in Wahlkämpfen und Fernsehinterviews gerne von sich gab, bis er einsehen musste (oder von Parteifreunden zur Einsicht gebracht wurde), dass er selbst auch recht ordentlich bekleckert und beschmiert hat und das Ansehen des Amtes und der Politik allgemein so beschmutzt hat, wie es viele Vorgänger und hoffentlich auch Nachfolger in größeren Zeiträumen nicht geschafft haben bzw. schaffen werden. (Selbstverständlich gilt auch für die Privatperson Kurz die Unschuldsvermutung.)

Die Aussage des Bürgermeisters legt nahe, dass auch Gemeindepolitiker in einer türkisen Endlosschleife gefangen scheinen, die schlussendlich nicht nur auf Bundesebene sondern auch im kleineren Rahmen reißen wird.

Wir fragen nicht!

Über diese Initiative

Die Initiative Zukunft Hornstein ist ein Dialog- und Bürgerforum für die Menschen der Gemeinde Hornstein.

Wir sind ehrenamtlich engagiert und haben es uns zum Ziel gesetzt, die Entwicklungen in Hornstein zu verfolgen, darüber zu informieren, Ideen einzuholen sowie selbst einzubringen, kritisch zu hinterfragen und zur Diskussion zu stellen.

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