Wenn es windet und gießt wie aus Schaffeln, dann klebt so manches Mal ein Zeitungsfetzn am Randstein vor dem Haus. Hat der Prospekteverteiler den Briefkasten nicht richtig getroffen oder hat der Sturm die Superangebote eines Lebensmitteldiscounters aus dem „Kuvert“ gerissen?
Wir werden geflutet: 9,8 cm hoch war der Stapel im A4 Format bei mir letzte Woche, Buntbedrucktes im Überfluss. 69,2 kg Altpapier sammelt laut Standard jeder Burgenländer im Jahr. Etwas seltsam mutet in diesem Zusammenhang ein beklagter Mangel an Altpapier an, während Klopapier wieder in ausreichendem Maße vorhanden ist. Wird wohl eine Folge des gestiegenen Onlinehandels in Zeiten der Pandemie sein!
Doch bleiben wir analog:
Was tun mit dieser Flut an Information und Werbung? Ist der Absender schnell erkennbar, ist die Intention meist klar: „Natur erleben“ ist naturfreundlich, die „AK Info“ ist arbeiterkämmerisch, „Wir sind Kultur“ ist kulturell und „Die Briefmarke“ aller Wahrscheinlichkeit nach etwas für Philatelisten.
Und auch bei Büromaterialdiscountern, Fleischwarenvertreibern und Möbelhäusern stellt sich maximal die Frage nach informativer oder suggestiver Werbung.
Gewinnspiel und Politik:
Postwürfe zur Impflotterie haben zumindest einen Nutzen für die Allgemeinheit als Hintergrund, ein türkiser Folder mit der Aufforderung zu einem Tratscherl über die Hecke mit Gewinnaussicht (+ Kuli und Streichhölzer) lässt mich in Zeiten von in den letzten Wochen bekannt gewordenen türkisen Wirrungen und Irrungen im Hinblick auf Werbung und Information wahrlich staunen. Wie schlecht muss es um die Gesprächskultur bestellt sein, wenn ich zum Meinungsaustausch mit einem Dinner für zwei werben muss?
Der Boulevard lehrt uns: Viele Bilder sparen Information, viele Bilder und wenig Text steuern unbewusst, und wir sind alle gefordert in dieser Flut von Viel und Nichts nicht zu ertrinken.
Je größer das Bild, desto weniger Information! Oder je geringer die Argumentation und der Gehalt, desto mehr Fotos – so zumindest mein Eindruck beim Anblick der Gemeindezeitung und so mancher Folder in Hornsteins Schaukästen!