„panem et circenses“ geht höchstwahrscheinlich auf den römischen Dichter Juvenal (ca. 60 bis 130 n.Chr.) zurück, der in einer Satire kritisierte, dass das römische Volk – entmachtet von den Kaisern, unter denen die Wahlen der Magistrate zur bloßen Formalität verkamen – sich nicht mehr für Politik interessiert und nur noch diese beiden Dinge gewünscht haben: Brot und Spiele. In der wissenschaftlichen Literatur wird zudem die Ansicht vertreten, die Wähler hätten Brot und Spiele erwartet und sich, auf diese Weise bestochen, zur entsprechenden Stimmabgabe bei den Magistratswahlen verleiten lassen.
Je näher die Festlichkeiten zur 751-Jahr Feier Hornsteins rücken, desto umfangreicher wird das Programm – so scheint mir.
Aus der Festwoche sind mittlerweile zwölf Tage geworden, Werbebanner, Hochglanzinformationen und Plakate erklären diese Tage zu den wichtigsten im Jahr.
Hornstein wird aufgeputzt!
Jede Menge an Festmessen, Jubiläumsausstellungen, Festreden, Jubiläumskonzerten, Kranzniederlegungen und Tagen der offenen Büchereien, Firmen und Sportplätzen pflastern dieses Programm, bei dem wir unsere letzten 751 Jahre feiern dürfen.
Oder sind es doch nur die letzten fünf wunderbaren Jahre?
„Das Programm, das keine Wünsche offenlässt“, die Vielfalt „an Veranstaltungen für alle Generationen und Geschmäcker“ überrollt uns förmlich.
Wahrscheinlich stelle ich zu hohe Ansprüche, deren Einlösung zum Glück nach wie vor im Auge und im Ohr des Konsumenten liegt.
Die in der Gemeindezeitung angegebene Kosten von € 306.513,51 und die zu erwartenden Einnahmen von € 71.646,00 (incl. der Jahrhundertchronik) für die Jubiläumsfeierlichkeiten 2021 und 2022 passen perfekt zu diesem Rundumpaket.
Ich frage nicht nach Alternativen:
Was kann eine Gemeinde schon für drei Zehntel einer Million Euro für ihre MitbürgerInnen machen? – wir haben es uns schließlich verdient!
Daher verwundert es auch nicht weiter, dass der Bürgermeister im Zusammenhang mit dem Druck der Ortschronik von einem „historischen Unikat, sicherlich weltweit“ spricht und dies mit „Es ist vollbracht!“ einleitet.
Dazu nur so viel:
„Es ist vollbracht!“ weckt Erinnerungen und löst Bilder aus:
Es steht zum einen für das sechste der sieben letzten Worte von Jesus am Kreuz! Zum anderen ist es der Titel einer TV-Episode aus „Rote Rosen“ aus dem Jahr 2010!
Ich könnte es aber auch als Ausdruck des Entzückens und der Erleichterung nach der Niederlegung eines Krapfens in der Toilettenschüssel lesen.