Fünf Jahre hatte Christoph Wolf als Bürgermeister Zeit gehabt, sich um die Absicherung der kassenärztlichen Grundversorgung der Gemeinde zu kümmern. Jetzt versucht der Bürgermeister mit allen Mitteln seine Versäumnisse unter den Teppich zu kehren.
Was soll man davon halten, wenn ein Bürgermeister in einer Gemeinderatssitzung bedauere, dass ein Allgemeinmediziner der Gemeinde nicht mehr auf seine Telefonanrufe reagiere?
Jedenfalls dürfte es nicht an dessen Erreichbarkeit gelegen haben. Für die IZH war Dr. Hans Heindl durchaus für eine Stellungnahme hinsichtlich des Bürgermeisters Behauptungen zur Sicherung der kassenärztlichen Grundversorgung Hornsteins zu sprechen. Warum aber nicht für den Bürgermeister?
Keinen Genierer
Wenn ein verdienter Allgemeinmediziner wie Dr. Hans Heindl aus persönlichen Gründen entscheidet, aber auch nach dem Höhepunkt einer Pandemie und erst Recht gegen Ende seiner Dienstjahre seine Tätigkeit herunterzufahren, dann ist diese Entscheidung zur Kenntnis zu nehmen. Auch dann, wenn man als Bürgermeister nur wenige Monate vor den nächsten Bürgermeisters- und Gemeinderatswahlen erfährt, dass es genau so kommen wird!
Der amtierende Bürgermeister nahm Dr. Heindls private Entscheidung zwar zur Kenntnis, offenbar ignorierte er sie und stellte die Situation – ohne Genierer – einfach anders dar, nach dem Motto: lieber die eigene politische Haut retten, als die Gesundheitsversorgung sichern.
Den bürgermeisterlichen Telefonanruf nicht anzunehmen, darf daher als höfliche Geste des Arztes bewertet werden. Denn: Dr. Heindl habe auf IZH-Nachfrage dem Bürgermeister keineswegs zugesagt, nach Zurücklegen seines Kassenvertrags bis zu Übernahme eines Nachfolgers als ÖGK-Kassenarzt weiter zu ordinieren – siehe Artikel.
Es ist also das Eine, wenn man als Politiker weiß, wie gut es sich auf der Klaviatur der politischen Kommunikation spielen lässt. Themen und Botschaften sind zu setzen und alles Gute soll sich an seine Politikerpersönlichkeit binden.
Es ist aber etwas Anderes, wenn dieses Wissen dafür benutzt wird, Sachverhalte zu verbiegen und Fakten kreativ darzustellen, aber eigentlich trockene Sachlichkeit und echte politische Verantwortung gefragt wäre!
Die Verdunstung der politischen Ethik ist daher leider auch ein Hornsteiner Phänomen. Denn widmet man sich aktuell den Bemühungen des Bürgermeisters die (kassenärztliche) Grundversorgung in Hornstein als gesichert darzustellen, so muss man spätestens vor der verschlossenen Ordinationstür Dr. Heindls den Eindruck gewinnen, man wird als Bürger*in für blöd verkauft. Noch viel mehr als sonst. Noch dazu, wenn es um das Thema Gesundheit geht, das dann doch irgendwie alle betrifft.
Ja, in den vergangen Jahren ist in Hornstein wahrlich viel passiert. Diese Website ist voll davon. Der getragenen Verantwortung widmet sich Ferdinand Wolf in seinem Kommentar.
Angesichts der aktuellen Sachlage, sollte es eigentlich jedem Menschen im Ort irgendwie gelingen, der eigenen selektiven Wahrnehmung dieser Lokalpolitik zu trotzen. Auch jenen mit klarer parteipolitischer Präferenz: Alte ÖVP, Neue ÖVP, buntes Team Wolf-ÖVP.
Drohendes Versorgungsrisiko war evident
Dabei hätte es durchaus anders kommen können. Selbst wenn Christoph Wolf für Hornstein auch erst im vergangenen Jahr in Sachen Sicherung der ÖGK-Ärzte – beispielsweise die Empfehlung des Rechnungshofs zum Anlass nehmend – aktiv geworden wäre, hätte er noch mit entsprechenden Maßnahmen so richtig „anpacken“ können. Sein nun dargestellter Versuch der Sicherung der Gesundheitsversorgung wäre glaubwürdig gewesen. Denn der Rechnungshof empfahl erst vor einem Jahr eine „Strategie zur Besetzung von Planstellen, dazu gezielte Maßnahmen und diese nach regionalen Bedürfnissen anzuwenden“ (siehe Rechnungshof).
Christoph Wolf hätte der Erste sein können, der gemeinsam mit der Ärztekammer Burgenland und der ÖGK die Gesundheitsvorsorge gesichert hätte – am Beispiel Hornstein.
Durch den verantwortungsvollen Blick des Bürgermeisters auf die Geburts- und Dienstjahre beider Gemeindeärzte wäre das regionale Bedürfnis auch schon in den Jahren davor leicht zu erkennen gewesen. Anderes war wichtiger.
Showpolitik
Seit 2017, also seit Beginn der Ära Wolf wurden jedoch keineswegs rechtzeitig sichtbare Handlungen gesetzt, um die gewohnte kassenärztliche Grundversorgung perspektivisch und konkret mit Nachfolgern beider (!) ÖGK-Kassenärzte in Hornstein abzusichern. Viel zu spät kommt nun der panisch wirkende Versuch des ÖVP-Politikers per Brief an die ÖGK, Ärztekammer, Burgenländische Landesregierung und anderen, den dringenden Bedarf einer zweiten und einer gar zusätzlichen dritten (!) Kassenarztstelle für Hornstein zu formulieren (Anm.: der Brief liegt der IZH vor).
Also benutzte der Politiker Christoph Wolf alle ihm zur Verfügung stehenden Informationskanäle um sich als verantwortungsbewusster Bürgermeister öffentlichkeitswirksam darzustellen. Als einer, der die Hornsteiner Gesundheitsversorgung als gesichert erscheinen lässt. Offenbar selbst wissend, dass dem nicht so ist.
Leute, das ist ein handfester lokalpolitischer Skandal.
Das ist aber noch nicht alles. Was macht Christoph Wolf in einer für ihn nicht zu steuernden Situation, so knapp vor den Wahlen? Er bedankt sich bei Gott und in allen Medien dafür, dass er (Dr. Heindl) die Gemeinde nicht im Stich lässt!
„Gottseindank lässt er die Hornsteiner [sic!] nicht im Stich.“
Christoph Wolf, Facebook
Das gemeinsame Foto (siehe Gemeinde Website und Facebook), das Christoph Wolf mit Dr. Heindl vor dem Eingang des Gesundheitszentrums in vollster Eintracht zeigt, ist übrigens ein Archivfoto.
Denn Fakt ist, und das war es laut der Auskunft Dr. Heindls schon zum Zeitpunkt der „sichernden Darstellungen“ durch Christoph Wolf: Dr. Hans Heindl wird ab 1. Oktober Wahlarzt für ÖGK-Versicherte sein. Fix!
Koste es was es wolle
Der Lokal- und Landespolitiker Christoph Wolf scheint hier eine „Koste es was es wolle“-Politik zu betreiben. Allerdings gehen auch in dieser Sache die Kosten nicht auf die eigene Kappe oder auf die der Volkspartei, die das Team Wolf nun mal ist.
Vor dem Hintergrund Wolfs höchst kreativer Darstellung sollte wohl Dr. Hans Heindl mit dem Verlust seines guten Rufes bezahlen – bevor es der Bürgermeister müsse. Man darf also den Eindruck gewinnen, dass Christoph Wolf, knapp vor der Wahl, eher seine politische Haut retten wolle, als die kassenärztliche Grundversorgung in Hornstein.
So ist Christoph Wolfs „Dank“ an Dr. Heindl – siehe obiges Zitat – als nichts anderes als eine „Absicherung“ seines politischen Amts zu bewerten, um im richtigen Moment – sofern dieser denn kommen sollte – seine Hände in Unschuld zu waschen.
Und der Moment kam. Spätestens mit einer eilig produzierten Postwurfsendung, in der schon im allerersten Satz zu lesen ist:
Nachdem sich Dr. Heindl doch entschlossen hat (…)
Amtliche Mitteilung (KW38)
Wäre die IZH eine Partei, so wie es der Bürgermeister noch heuer in einer Aussendung öffentlich behauptet hatte, so müssten wir ihn im parteipolitischen Spiel und angesichts dessen, was er als Bürgermeister (auch) in dieser Sache abzieht, glatt zum Rücktritt auffordern.
Kurz vor der Wahl? Sinnlos. Eines ist daher klar: ein größeres Geschenk konnte der amtierende Bürgermeister Wolf der SPÖ als einzige Alternative bei den bevorstehenden Wahlen am 2. Oktober wohl nicht machen.
Verantwortung im Wechselspiel der Farben
Unlängst wurde seitens Christoph Wolf per BVZ-Artikel der SPÖ Hornstein „Stasi-Methoden“ vorgeworfen. Was auch immer an dieser Sache dran war – man reibt sich die Augen, angesichts der Härte und mit welchen Methoden hier mittlerweile Lokalpolitik betrieben wird. Das ist eine „Qualität“, die man sich als Bürger*innen gut und gerne ersparen möchte.
Letztens zitierte Heidi Glück, ehemalige Kommunikationsberaterin von Wolfgang Schüssel, in der Online-Ausgabe des Standard Ingeborg Bachmanns berühmten Satz: „Die Wahrheit ist den Menschen zumutbar“. Dazu kann man nur sagen: Ja, diese Wahrheit muss man sich halt trauen. So viel Mut wünscht man sich auch in Hornstein!
Das Tragische: Der Bürgermeister will oder kann scheinbar aus seinen Fehlern nicht lernen. Das eint ihn mit den Türkisen im Bund und in den Bünden. Wobei, die getragene Verantwortung (auch gegenüber den Eigenen!) scheint für Christoph Wolf in Hornstein vor dieser Wahl dann doch situationselastischer zu sein, als der Mut gemeinsam „zusammenzustehen“. Zum Beweis wurden einmal mehr die Farben gewechselt.
Der in Hornstein lebende Journalist Guido Gluschitsch hat unlängst in seinem Kommentar zu den derzeit scheinbar „abtrünnigen“ VP-Lokalparteien die Frage gestellt, „ob das Image der Mutterpartei auf sie abfärben könnte“?
Angesichts der aktuellen Facette und all der anderen Unschärfen der Wolf’schen Amtszeit, über die wir seit nunmehr drei Jahren immer wieder schreiben (müssen), weil es die Regionalmedien leider kaum tun, wird einmal mehr deutlich: man sollte viel öfter nach dem „Wie“ fragen und nicht nur dem schön verpackten „Was“ huldigen. Als Bürger*in dieser Gemeinde sollte man sich das trauen.
Am 2. Oktober wird man sehen können, ob die Zeit der tollen Projekte in die Verlängerung gehen wird oder ob sie in die Geschichte der Gemeinde eingehen wird, als blendende Zeit.