Es bläht sich auf, was vorher klein war.
Es schindet Eindruck, was bedeutungslos war.
Es drängt sich nach vor, was hinten stand.
Wir sind jung, wir machen alles neu, wir patzen niemanden an, wir machen Schluss mit allem schlechten Alten, wir machen Stimmung und Meinung!
Ihr könnt euch auf uns verlassen! Wir schließen Routen auf dem Balkan, wir empfehlen Wurmmittel, wir fahren mit dem Kinderwagen (und dem Laptop) spazieren, wir schicken georgische Mädchen bei Nacht und Nebel zurück in ihre unbekannte Heimat, wir eröffnen österreichische Kaufhäuser und erklären Pandemien für beendet, wir zahlen brav und pünktlich unsere Steuern – ein paar Hunderttausend darf Mann als staatstragender Manager schon nachgelassen bekommen, wir lassen ein Museum mit fragwürdigen Huldigungstendenzen betreiben, wir nehmen selbstverständlich keine Flüchtlingsfamilien aus irgendwelchen Flüchtlingslagern auf – es ist ja nicht alles machbar – , und und und.
Aber natürlich präsentieren wir auch Adventkalender für unsere Kleinen, verkaufen Jubiläumsbadetücher und werden 751 Jahre feiern!
Wenn uns PolitikerInnen mit ihren großen und kleinen Schweinereien und Dummheiten auf lokaler und staatlicher Ebene von der Pandemie, der die Wechsel im Bundeskanzleramt reichlich egal waren, ablenken wollten, so ist dies leider nur ansatzweise und in kabarettistischer Form gelungen. Unerträglich wirken die vielen An- und Rücktritte von Ministern und Bundeskanzlern vor allem dann, wenn diese in ihren An- und Rücktrittsreden das Wohl des Staates, das Dienen an der Allgemeinheit so zelebrieren, als stünden sie auf der Kanzel in der Kirche. Durch die salbungsvollen Worte wird das kleine Ich aufgeblasen und erscheint als wichtig. Das Gemeinsame wird beschworen und allen wird gedankt, bevor der Dreck und Mist, der trennt und das Gemeinsame belastet, ordnungsgemäß entsorgt worden ist.
Das Paradoxon: Der Eine träumt im Rausch und Wahn von Zeitungen und Wahlsiegen und Macht und Einfluss und sieht sich jetzt mit Prozessen überzogen. Lächerlich anmutende, finanzielle „Hilfeschreie“ in den sozialen Medien sind die Folge!
Der Andere lässt Meinung und Stimmung wirklich machen, lässt sich mit umfassender Macht und Einfluss ausstatten und sieht, als das Kartenhaus der „Familie“ einstürzt, den Trump-affinen Investmentbanker aus dem Silicon Valley mit den Dollarscheinen winken!
Die Welt kann doch so ungerecht sein!