„was dein ist, ist auch mein, und was mein ist, geht dich gar nichts an!“
Meine Frau lächelt etwas enerviert, wenn ich wieder einmal süffisant diesen blöden Spruch von mir gebe. Mein Besitzanspruch macht vor nichts Halt, ich zeige an, was mir gehört oder zumindest gehören sollte.
Meine Frau – Finger weg, sonst gibt’s Probleme!
Mein Auto – untersteh dich und mach einen Kratzer rein!
Mein Haus ist meine Burg – verstehst!
Meine Gemeinde, mein Zuhause, mein Hornstein*, überall – vom Mistkübel bis zum Fahrradständer -, zeige ich meinen Besitz an, und du weißt, dass wir nicht alle alles haben können.
Mein ist eine klare Botschaft und lässt uns sehr alt ausschauen.
Doch lass uns wechseln, vom Besitz zur Person!
Wir sind nämlich gefragt, als SaubermacherInnen (bei den Bushaltestellen) und als giftgrüne MitmacherInnen bei der Dorfbehübschung. Dazu eine kleine Anmerkung: Vor gut zwei Jahren wurden auf dem Grünstreifen vor unserem Haus drei Pflanzen – keine gefährlichen alten kranken Bäume – niedergeholzt – auf Geheiß des Rathauses lautete die Antwort auf meine doch etwas zornige Nachfrage! Mittlerweile haben sich trotz des brutalen Schnitts bis auf Randsteinhöhe sowohl die Rose als auch der Goldregen (im Wildwuchs) wieder halbwegs erholt, nur die von mir gepflanzte Weigelie verbleibt bis auf Weiteres als Strunk im Erdreich!
Es darf nicht wundern, dass mich seither ein paar Fragen umtreiben:
Wer ist dieses wir, das für Baumpatenschaften von vielen ziemlich ähnlichen, ziemlich durstigen Jungpflanzen spricht?
Wer ist dieses wir, das „für das Engagement als wichtigen Beitrag zur Erhaltung und Entwicklung des öffentlichen Grüns in unserer Marktgemeinde (…) dankt.[1]Gefunden und gelesen auf Schildern; Plaketten, etc. im öffentlichen Raum der Marktgemeinde Hornstein
Ich danke nicht, ich bin daher kein Teil vom wir, wahrscheinlich oder besser ein Teil vom sie, den anderen.
Für alles Kleine gibt es auch große Vorbilder: Ich und mein und wir sind schließlich eine Frage der Verantwortung: Der Bundeskanzler auf Puls 4: „Ich bin klar dagegen, dass wir jetzt freiwillig mehr Menschen (aus Afghanistan) aufnehmen – das wird’s unter meiner Kanzlerschaft auch nicht geben“.
Was und wer nicht passt, darf nicht herein, sage ich. Was und wer warum nicht passt, bestimme ich. Wenn du brav bist, darfst auch du herein und wirst ein bisschen was vom wir.
Ich gehe davon aus, dass – völlig ohne Besitz- oder Zugehörigkeitsanspruch – der Bürgermeister von Hornstein und der Bundeskanzler von Österreich im Hinblick auf Ich und Wir, Mein und Dein sehr genau wissen, was sie tun. Doch das ist leider nicht nur ihr Kaffee respektive Tee.
Fußnoten und Quellen
↑1 | Gefunden und gelesen auf Schildern; Plaketten, etc. im öffentlichen Raum der Marktgemeinde Hornstein |
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